Geradlinigkeit

Geradlinigkeit

Eine altbekannte Tatsache aus dem Mathematik-Unterricht: Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine (geradlinige) Strecke. Folgt die Faust bei einem Fauststoß einer solchen geradlinigen Verbindung zum Ziel, so kommt sie bei gleicher Geschwindigkeit schneller an als bei einer gekrümmten Bahnkurve. Damit ist – bei Schlag auf einen Gegner – der Überraschungseffekt für den Gegner am größten und er kann eventuell nicht mehr ausweichen.

Umgekehrt stellt jede Bahnkrümmung oder Drehung eine Verlangsamung einer Technik dar. Heutzutage nutzt man diese Erkenntnis bei bestimmten Taekwondo-Techniken wie z. B. dem Ty-chagi (Rückwärtsfußtritt) und dem Pandae-dolyo-chagi bzw. Ty-dolyo-chagi (Fersendrehschlag), die Drehungen unausweichlich beinhalten. Dadurch, dass zunächst eine möglichst geradlinige Bewegung stattfindet und die Drehung erst im letzten Moment der Technik vollständig ausgeführt wird, wird der Anteil an Bahnkrümmung möglichst gering gehalten. Damit wird die Zeitdauer für die Ausführung der Technik verkleinert. Die eigentliche Drehung führt man dann möglichst so durch, dass die Gliedmaßen nahe bei der Drehachse sind. Damit wird das entstehende Drehmoment, auf das ich hier nicht näher eingehen möchte, möglichst gering gehalten. Dies hat wiederum zwei Vorteile: Erstens ist die Technik schneller als bei ausgestreckten Gliedmaßen (das kennen Sie von den Pirouetten beim Eislaufen – mal mit und mal ohne seitlich ausgestreckten Armen) und zweitens wird dadurch die Gefahr eines Taumelns während oder nach dem Ausführen der Technik verringert.

Fazit: Die Zeitdauer für einen geradlinigen Schlag/Tritt ist immer geringer als diejenige für einen Schlag/Tritt mit gleicher Geschwindigkeit und bei gekrümmter Bahn. Damit erhöht sich das Überraschungsmoment für den Gegner. Bei Fußtritten mit Körperdrehung sollte die Drehung erst im letzten Moment der Technik erfolgen und möglichst so, dass die Gliedmaßen nahe an der Drehachse sind. Die Technik wird damit noch schneller und einem Taumeln bei der Ausführung wird weitgehend vorgebeugt.

Die Tatsache, dass man bei Fauststößen vor allem auf Geradlinigkeit bedacht ist, bedeutet natürlich nicht, dass es im Taekwondo keine Hakenschläge gibt. Im Infight sind solche Schläge sogar die einzige Angriffsmöglichkeit, da geradlinige Schläge nicht mehr durchgeführt werden können.

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